Die CDU stimmt im Schulausschuss gegen eine Sekundarschule und die Realschullehrer möchten ihre Schule behalten. Am eingeschlagenen Weg ändert das aber erstmal nichts.HK-Redakteur Frank Jasper sprach mit Bürgermeister Klaus Besser über die jüngste Entwicklung.
Herr Besser, dass die CDU der Sekundarschule die Gefolgschaft verweigert, konnte man ahnen.
Wie aber gehen Sie damit um, dass sich jetzt fast das komplette Kollegium der Realschule gegen
die neue Schulform stellt?
KLAUS BESSER: Zunächst bin ich enttäuscht, dass sich die CDU an die vor der Elternbefragung von allen sechs Fraktionen und mir gegebene Zusage, den Elternwillen zu beachten, nicht mehr gebunden fühlt. Die Ängste des Lehrerkollegiums um ihre berufliche Zukunft kann ich nachvollziehen. Wie alle Beamten und Beschäftigten im öffentlichen Dienst müssen sich aber auch Lehrer auf neue Situationen einstellen und sich gegebenenfalls beruflich verändern. Die Schullandschaft ist ja nicht nur in Steinhagen, sondern im ganzen Kreis, ja im ganzen Land seit dem Schulkonsens in Düsseldorf 2011 stark in Bewegung durch Gründung von Gesamt- und Sekundarschulen. Ich halte unsere Realschullehrer für so engagiert und qualifiziert, dass sie auch an einer Sekundarschule unterrichten könnten, wenn sie es denn möchten.
Hätte man die Lehrer im Vorfeld stärker mit einbeziehen müssen?
BESSER: Selbstverständlich ist auch im und mit dem Kollegium über Jahre intensiv diskutiert worden. Ich erinnere zum Beispiel an die Gespräche mit allen schulfachlichen Dezernenten der Bezirksregierung im Schulausschuss am 22. Februar 2011. Ich selbst habe an einer Informationsveranstaltung mit der Leiterin der Realschule aus Jöllenbeck im Realschulkollegium im März 2011 teilgenommen. Seither hat es unzählige Gespräche und Informationsmöglichkeiten gegeben. Lehrer- und Elternvertreter der Realschule Steinhagen haben ja sogar aktiv am pädagogischen Konzept der Sekundar- schule für Steinhagen mitgewirkt und viele bewährte Elemente der Realschule dort eingebracht.
Das Ergebnis der Elternbefragung wird sehr unterschiedlich interpretiert. Wie lesen Sie die Zahlen?
BESSER: 75 Eltern aus Steinhagen der vierten Jahrgangsstufe hätten sich hochgerechnet für
eine Sekundarschule aussprechen müssen. Tatsächlich sind es hochgerechnet 107. Das sind 32
mehr als gesetzlich notwendig.Dieses Ergebnis halte ich für eindeutig.
Wie geht die Planung zur Errichtung einer Sekundarschule jetzt weiter?
BESSER: Es werden jetzt die benachbarten Schulträger und die Schulkonferenzen der beiden
auslaufenden Schulen beteiligt. Bis zum 31. Oktober werden wir dann den Antrag auf Genehmigung einer Sekundarschule bei der Bezirksregierung einreichen.
Können Sie nachvollziehen, dass sich Eltern der jetzigen Realschüler Sorgen machen? Viele haben
die Befürchtung, eine auslaufende Realschule würde nicht mehr genügend unterstützt.
BESSER: Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Alle Fraktionen und ich haben aber immer be-
kräftigt, dass wir auch die auslaufenden Schulen wie bisher unterstützten. Jedes Kind verdient die
bestmögliche Förderung, auch auf einer auslaufenden Schule. Der Rat und ich stehen da zu unserem Wort.