Weitere Altenheime verhindern

Ulrike Boden (von links), Liane Fülling, Fritz Spratte und Ulla Ecks von der SPD setzen sich im Sozialausschuss des Kreises für eine verbindliche Pflegebedarfsplanung ein. Foto: Carsten Borgmeier

Ausschuss: Kreis-SPD rechnet mit Mehrheit für verbindliche Pflegebedarfsplanung

Presseartikel aus „Westfalen-Blatt“ vom 12. September 2019

Gütersloh(WB). Im Vorfeld der Sozialausschuss-Sitzung am kommenden Montag geht die Kreis-SPD von einer breiten Mehrheit für eine zukünftig verbindliche Pflegebedarfsplanung aus. Die Sozialdemokraten um Fraktionsvorsitzende Liane Fülling wollen so verhindern, dass im Kreis weitere stationäre Altenheime entstehen.

Entsprechende Einrichtungen seien zuletzt in Verl, Herzebrock-Clarholz und Rietberg gebaut worden, »obwohl es dafür keinen Bedarf gibt«, beklagt Kreistagsmitglied Ulrike Boden. Somit gebe es derzeit einen Überhang von rund 240 Plätzen. »Und in den Kommunen wird der Wunsch der Bevölkerung nach wohnortnaher, ambulanter Pflege völlig ignoriert«, ergänzt Liane Fülling.

Dass über Bedarf gebaut werde, habe mit dem Geschäftsgebaren der Investoren zu tun: »Da geht es um Geldanlage und darum, Verluste steuerlich abzuschreiben«, ist sich Ulrike Boden sicher.

Somit hatte die Kreis-SPD im März dieses Jahres einen Antrag gestellt, eine verbindliche Bedarfsplanung wieder einzuführen. Die habe es bis Ende der 1990er Jahre gegeben, erinnert sich Fritz Spratte. Was seither für die Kommunen nur als Empfehlung gesehen werden dürfe, solle von 2020 an verbindlich geregelt werden.

Die Kreisverwaltung hat dazu bereits für die Sitzung am Montag eine entsprechende Beschluss-Vorlage erarbeitet, die den SPD-Antrag stützt. Von Kosten in Höhe von 35.000 Euro ist die Rede, denn die Pläne sollen von einem externen Büro erarbeitet werden.

In der Vorlage heißt es: »Im Kreis Gütersloh leben nach der Pflegestatistik 2017 13.287 pflegebedürftige Menschen. Von diesen lebten 18,2 Prozent, beziehungsweise 2418 Menschen in einer stationären Einrichtung, weitere 6,5 Prozent, beziehungsweise 860 Menschen in einer Wohngruppe. Dem gegenüber standen zum Stichtag der Statistik 2625 Plätze in stationären Einrichtungen sowie 863 Plätze in ambulant betreuten Wohngruppen. Es gab hier also bereits ein Überangebot von mehr als 200 Plätzen kreisweit.

Wenn die Pflegequoten der einzelnen Altersgruppen auf die Bevölkerungsentwicklung projiziert werden, ist davon auszugehen, dass die Zahl der Pflegebedürftigen im aktuellen Planungszeitraum bis 2022 weiter auf 14.760 Menschen steigt. Geht man davon aus, dass die Versorgungsquoten etwa gleich bleiben, so steigt die Zahl der Menschen in stationären Einrichtungen auf 2686 und in Wohngruppen auf 959, insgesamt also 3645. Dem gegenüber steht ein zu erwartendes Platzangebot von mindestens 3845 Plätzen, der Überhang von 200 Plätzen bleibt also bestehen.«