Internationaler Frauentag 2023: Match-Girls – Match-Women – Ich bin ein Streichholz-Mädchen

Die Geschichte

Als im Jahr 1888 1.400 Arbeiterinnen in Streichholzfabriken ihre Arbeit niederlegten, um gegen nicht hinnehmbare Arbeitsbedingungen zu protestieren, war dieses Ereignis ein Meilenstein im Kampf für bessere Gehälter, Arbeitszeiten und für Arbeitsschutz im politischen Dasein.

12-20-jährige Mädchen und Frauen arbeiteten über zwölf Stunden täglich an sechs Tagen pro Woche, hatten kaum Pausen und verdienten wöchentlich nach heutiger Berechnung 60 Cent. Ihr Fleiß und Eifer bewirkte eine Gewinnverdoppelung der größten Streichholzfabrik Bryant & May innerhalb von zwei Jahren im Jahr 1865.

Im damaligen Arbeitsalltag erhielten diese Mädchen und Frauen Lohnabzüge für ernannte Vergehen wie Toilettengänge außerhalb von Pausen, für Gespräche untereinander, für dreckige Schuhe. Anstelle roten Phosphor für die Streichholz-Produktion zu nutzen, siegte die Unternehmergier. Der benutzte kostengünstigere weiße Phosphor führte zu massiven gesundheitlichen Leiden von Hirnschäden bis zu Knochenkrebs. Beschwerden der Streichholz-Mädchen führten zur Kündigung.

 

Solidarität in der Gesellschaft und der Erfolg

Die Journalistin Annie Besant veröffentlichte deren Arbeitsbedingungen. Sie war mutig genug, die Zustände einer breiten Masse gegenüber öffentlich zu machen und erntete damit die Aufmerksamkeit, die die Arbeiterinnen für eine Veränderung dringend brauchten. Der Druck auf die Geschäftsführung wurde erhöht, sie forderte von den Arbeiterinnen eine Gegendarstellung. Den Gefallen taten sie nicht, sondern legten ihre Arbeit nieder.

Dieses war der erste Streik ungelernter Arbeiterinnen, unterstützt von einem großen Gewerkschaftsverband. Die Gesellschaft bejubelte ihren unermüdlichen Kampf, der zu erheblichen Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen und zur Abschaffung der Strafen führte, und ihre Solidarität. Die Matchgirls waren Vorbild für alle zukünftigen Arbeiter/-innen-Streiks.

 

Die Gegenwart

Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv für Frauen verändert. Zum Glück. Trotzdem sind wir lange nicht am Ziel. Frauenanteile in einzelnen Berufen haben sich in den letzten 30 Jahren kaum verändert, nur jede 3. Führungskraft war 2021 weiblich. Anders sieht es in akademischen Berufen aus, wo fast die Hälfte der Führungspositionen von Frauen besetzt sind. Bildung ist demnach eine Investition, die sich finanziell lohnt! Aktuelle Freiheitskämpfe im Iran zeigen uns Einschüchterungsapparate im Hintergrund, die Mädchen und Frauen Bildung verbieten wollen. Deren Proteste und Solidarität werden weltweit gesehen.

 

Unsere Ziele

Unsere politische Forderung für eine gleichberechtigte Gesellschaft ist zwar in Art. 3 GG verankert, die völlige Gleichberechtigung dauert jedoch 131 Jahre, so hat das Weltwirtschaftsforum für den Global Gender Gap Report 2022 berechnet. Vereinfacht gesagt: Frauen verdienten 18 % pro Stunde weniger als Männer, umgerechnet arbeiteten sie 66 Tage kostenlos. Die Folge: Altersarmut. Der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ muss also immer noch erkämpft werden. Wir können stolz sein, was unsere Vorgängerinnen weltweit für uns erreicht haben. Heute kämpfen wir mit politischen Forderungen weiter.

 

FdF: Sabine Nolting

Quellen:

02.03.2023: Global Gender Gap Report 2022 des World Economic Forum: https://www.weforum.org/reports/global-gender-gap-report-2022

https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-1/frauen-fuehrungspositionen.html